Das Urladam Kunstzentrum zeigt ab 27. Juni die Ausstellung „Blau und Schwarz“ der bedeutenden türkischen Gegenwartskünstler Orhan Zafer und Mümin Candaş. Kuratiert von İbrahim Karaoğlu – der die Schau als „zwei getrennte emotionale Reisen“ beschreibt – offenbart sie komplementäre Kontraste der Künstler trotz gemeinsamer Schwarzmeer-Wurzeln. Zafer’s introspective Blaureisen und Candaş’ schwarztonige Darstellungen entmenschlichter Landschaften laden bis 10. Juli zum Dialog ein.

Künstlerische Wurzeln und gemeinsame Identität
Geboren im selben Jahr (1971) und Landstrich (Trabzon), absolvierten Zafer und Candaş ihre Ausbildung in verschiedenen anatolischen Städten. Zafer schloss an der 19.-Mai-Universität ab, während Candaş an der Schwarzmeer-Technik-Universität studierte. Beide verbinden traditionelle Motive mit zeitgenössischen Techniken: Zafer überträgt folkloristische Farben auf Leinwand, Candaş deutet Mensch-Natur-Beziehungen ästhetisch neu.
Ihre gemeinsame Identität führte zur Gründung der Künstlergruppe „Arttrio“. Bei ihrer ersten Gruppenschau 2016 in Gaziantep betonten sie Malerei als „Kommunikationsmittel“. Stilistische Unterschiede bleiben markant: Zafer’s allegorische Farbsprache kontrastiert Candaş’ fotorealistische Raum-Befragungen.

Philosophie der Farben: Blau versus Schwarz
Für Orhan Zafer ist Blau ein Identitätssymbol. Seine Signaturfarbe ließ er als „ozblue-ozmavi“ markenschützen und vertreibt sie als Künstlerfarbe. In Kompositionen mit Leuchttürmen, Booten und abstrakten Figuren definiert er das Blau als „Alphabet innerer Reisen“ – sichtbar in seiner Serie „Kuşluk Vakti“ (Vormittagsstunde), wo Lichtenergie in Blautiefe eingefangen wird.
Mümin Candaş nutzt Schwarz als Metapher menschlicher Vergänglichkeit. Seine „Barınaklar“ (Behausungen)-Serie erweckt verlassene Bauten durch Kreide- und Tuschedunkelheit zum Leben. Der bewusste Verzicht auf Menschenfiguren zwingt zur Reflexion über „seelische Tiefe“.


Technische und thematische Gegensätze
Zafer’s Schaffensprozess basiert auf Intuition: „Ich suche einen Einstiegspunkt in die leere Leinwand“. Experimentelle „Fehler“ verwandelt er in Kunst – exemplarisch seine Acrylserie „Don Quijote“.
Candaş folgt systematischer Recherche: Historische Werkstätten fotografierend, dokumentiert er Orte zunächst aquarellistisch, um sie später in „Zeitschatten“ zu transformieren. Seine Suche nach physisch-spiritueller Tiefe manifestierte sich in 61 Werken der Gaziantep-Ausstellung.

Pädagogisches Wirken und anatolischer Einfluss
Beide Künstler lehren an Kunstgymnasien und verbreiten so Kunst in Anatolien. Zafer leitet die Malabteilung am Kunstgymnasium Ordu, Candaş unterrichtet Jungtalente in Trabzon-Akçaabat.
Diese Mission prägt ihre Ausstellungen. Zafer erklärt: „Kunstunterricht muss früh beginnen“ und sieht Galerien als „Lernorte“. Candaš malt historische Bauten, um „Geschichte festzuhalten“.
Kulturelle Reflexionen der Ausstellung
„Blau und Schwarz“ steht für ästhetischen und kulturellen Dialog. Zafer’s Fokus auf „Lokales im Universellen“ und Candaş’ Erkundung „geografischer Chromatik“ beleuchten Anatoliens vielschichtige Identität.
Das Zusammentreffen von Schwarzmeer-Künstlern im ägäischen Urla spiegelt die türkische Kulturmosaik. Kurator Karaoğlu zufolge bietet die Schau einen „nach innen und außen gewandten Denkraum“ zwischen individuellem und kollektivem Gedächtnis.
Quellen
- Trabzonlu ressamlar, Gaziantep’te sergi açtı – Timeturk Haber
- SANKO Sanat Galerisi’nde “barınaklar” temalı resim sergisi İhlas Haber Ajansı
- Mavinin ressamı | Uğur Ergan Köşe Yazısı – Hürriyet Haberler
- T.C. MİLLÎ EĞİTİM BAKANLIĞI ORDU / ALTINORDU / Penbe-İzzet Şahin Güzel Sanatlar Lisesi
- Ressam Orhan Zafer SANKO Sanat Galerisi’nde sergi açacak
- SANKO Sanat Galerisi’nde ‚Barinaklar‘ Temali Resim Sergisi – Gaziantep